Katrin Schindele zum Austausch bei BKZ-Beton in Freudenstadt

Vor rund 15 Jahren waren die Bauanfragen drastisch eingebrochen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind noch heute deutlich bemerkbar. Große Bereiche der Infrastruktur sind sanierungsbedürftig oder müssen neu gebaut werden. Der Investitionsstau führt zu langen Warte- und Bauzeiten, Unwägbarkeiten in der Planung, sowie zu deutlich höheren Kosten.

„Der Nachholbedarf im Bereich der Infrastruktur ist enorm. So binden etwa auch Baumaßnahmen im Zuge der Energiewende, vor allem im Wohnbereich, einen großen Teil der Kapazitäten. Dadurch können viele Neubaumaßnahmen nicht umgesetzt werden. Fachkräftemangel, unterbrochene Lieferketten und gestiegene Rohstoffpreise sind nur ein Teil der Problematik. Sanierungen und Neubauprojekte werden zusätzlich durch bürokratische Hürden beeinflusst, etwa dadurch, dass einzelne Bauabschnitte erst nach Abschluss des vorangegangenen Abschnitts ausgeschrieben werden können. Die Bürokratie bremst trotz Dringlichkeit. Dies verzögert die Realisierung der Maßnahmen, von denen viele teils seit Jahrzehnten angedacht sind und zu entsprechender Zeit deutlich günstiger hätten realisiert werden können. Einige Projekte sind, etwa aufgrund zusätzlicher Auflagen oder Bürgerinitiativen, heutzutage gar nicht mehr umsetzbar. Die bürokratischen Auflagen führen gleichzeitig dazu, dass viele Unternehmen in ihrem administrativen Überbau und nicht in der eigentlichen Produktion kostspielige Kapazitäten aufbauen müssen,“ sagte Landtagsabgeordnete Katrin Schindele.
Auch für die Zukunft ist fraglich, ob einige der heute angedachten Projekte realisierbar sein werden.

„Im Moment ist vor allem die weitere Entwicklung von Preisen und die Verfügbarkeit von Rohstoffen für die kommenden Monate unklar. Dabei gibt es beispielsweise einen hohen Bedarf an Wohnungen. Gerade im sozialen Wohnungsbau wird sich die Frage nach der Leistbarkeit solcher Projekte möglicherweise noch deutlicher stellen. Ein großes Problem etwa ist, dass der Preis vieler Produkte, wie etwa auch Gas, nicht mehr Angebot und Nachfrage im Markt widerspiegeln, sondern von Spekulationen an den Finanzmärkten getrieben sind,“ fügte Prokurist Thomas Künkler an.

Die Partner des Betonwerks, an das eine Betonprüfstelle angeschlossen ist, welche die Gesteinsqualitäten für die Weiterverarbeitung nach normierten Kriterien überprüft, sind ursprünglich in der Kiesherstellung tätig. Mit dem Aufbau des Betonwerks im Raum Freudenstadt füllten sie eine Lücke, da Transportbeton kurze Wege benötigt und die entsprechenden Werke daher dezentral und verbrauchernah angesiedelt werden müssen. Unter anderem wurden auch Standorte in Horb und Mitteltal aufgebaut, die gegenwärtig jedoch stillgelegt sind, da sich die Bedarfsdeckung nach den Aufträgen richtet. Durch ihre Partnerschaft und ihre Infrastruktur ist das Unternehmen jederzeit dazu in der Lage, größere Projekte zu realisieren. Doch auch sie sind von der gegenwärtigen Entwicklung der Energiepreise betroffen. Da das Unternehmen seit jeher, beispielsweise durch ein effizientes Energiemanagement, Kosten senken, ist das weitere Einsparpotential marginal.

Geschäftsführer Thomas Karcher: „Um weiteres Einsparpotential realisieren zu können, sind wir auf stabile und langfristige Planungen bei Baumaßnahmen angewiesen. Neben einer Überbürokratisierung in Deutschland beobachten wir seit langem, dass leider auch viele Subventionen am eigentlichen Bedarf vorbei gehen und zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Der Staat sollte sich darauf konzentrieren, die Basis und Rahmenbedingungen für ein langfristiges Wachstum zu setzen und die Ausführung der Wirtschaft zu überlassen. Die Unternehmen sind aus ihrem Eigeninteresse zum Selbsterhalt im wettbewerbsorientierten Umfeld heraus daran interessiert, effiziente und kostengünstige Wege zu finden. Kies etwa ist in der Produktion sehr stromabhängig. Seit vielen Jahren versuchen wir daher durch ein effizientes Energiemanagement weitere Einsparungen zu erzielen. Auch engagieren wir uns stark im Bereich der Wiederverwendung von Baustoffen.“

„Auch haben wir beispielsweise ein Pilotprojekt zur Installation von Photovoltaik-Anlagen auf einem der Baggerseen angestoßen, in dem wir Kies fördern. Durch das Projekt, welches wissenschaftlich begleitet werden soll, kann nicht nur zusätzliches Potential für die Gewinnung regenerativer Energien erschlossen werden, sondern an den Schwimmkörpern setzt sich darüber hinaus zusätzliches Leben an, welches die Flora und Fauna des Gewässers bereichert. In den Niederlanden ist es bereits möglich, dass bis zu 80-90% von entsprechenden Gewässern für diese Zwecke genutzt werden. Unser Projekt, über welches vor kurzem auch im SWR berichtet wurde, wird nun durch zusätzliche Auflagen derart eingeschränkt, dass nur noch 15% der Flächen für PV-Anlagen genutzt werden dürfen. Diese willkürliche Auflage geht auf die Begründung zurück, dass die Nutzung einer größeren Fläche bisher nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht ist. Dabei soll ja gerade auch die wissenschaftliche Begleitung unseres Projekts zu einer solchen Erforschung beitragen,“ bemerkte Thomas Karcher weiter.

„In Zeiten steigender Energiepreise können wir uns eine solche Entwicklung nicht mehr leisten. Der Ausbau regenerativer Energien muss, nicht nur in Hinblick auf die Preisentwicklungen am Strommarkt und Abhängigkeiten von anderen Staaten, deutlich schneller vorangetrieben werden und die Bürokratie muss hier unterstützend wirken. Dieses Projekt ist auch ein Beispiel dafür, dass wir mehr im europäischen Kontext denken und schauen müssen, was bei unseren Nachbarn und Partnern gemacht wird und funktioniert. Es muss nicht jeder Versuch von uns selbst noch einmal durchgeführt werden, bis wir zu den gleichen Ergebnissen kommen,“ so Katrin Schindele abschließend.

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