Katrin Schindele zum Austausch mit Markus Rettenmaier und Christoph Blattert in der Rettenmeier Mühle in Horb

Die Rettenmeier-Mühle im Industriegebiet Heiligenfeld ist rund um die Uhr in Betrieb. Mit ihren 55 Mitarbeitern verarbeitet sie etwa 100.000 Tonnen Getreide im Jahr. Um Transportwege und -kosten möglichst gering zu halten, kommt das Getreide fast ausschließlich aus Baden-Württemberg. Auch die Kunden, allen voran das Bäckerhandwerk, sind vor allem in Baden-Württemberg ansässig und werden von der Mühle direkt beliefert.

Markus Rettenmeier: „Dieses Prinzip deckt sich mit unserem ganzheitlichen Konzept „Heimatähre“, bei welchem wir durch Regionalität möglichst nachhaltig produzieren, die Betriebe in der Region unterstützen und im Zuge des Konzepts zum Beispiel auch das Anlegen von Blühflächen finanzieren.“

„Durch das neu entstehende Kombi-Terminal haben wir zudem die Möglichkeit, langfristig für die Anlieferung und den Abtransport von der Straße auf die Schiene zu gehen und so weiter zur Ressourcenschonung und Entlastung der Infrastruktur beitragen zu können,“ so Christoph Blattert weiter.

„Bisher sind wir in Deutschland in der glücklichen Position, im Bereich des Getreideanbaus uns nicht nur selbst versorgen, sondern einen Teil der Produkte unserer Landwirte und verarbeitenden Betriebe exportieren zu können. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir unseren verbleibenden landwirtschaftlichen Betrieben nicht durch zusätzliche bürokratische Auflagen die Arbeit erschweren und uns durch eine forcierte Ökologisierung langfristig auch im Bereich dieser Grundversorgung in ungewollte Abhängigkeiten begeben, die uns beispielsweise im Bereich der Energie nun deutlich vor Augen geführt wird,“ fügte Katrin Schindele an.

„Die Grundversorgung und Versorgungssicherheit mit bezahlbaren Lebensmitteln ist essentiell, darf nicht aus dem Blick verloren werden und muss auch in Zukunft gewährleistet werden können. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass die Solidarität in unserer Gesellschaft und ganz Europa langfristig Schaden nimmt. Das weltweite Bevölkerungswachstum in Verbindung mit den Klimaveränderungen stellt uns vor große Herausforderungen. Lange Perioden der Trockenheit und des Wassermangels, gefolgt von starken Regenfällen, wie wir in diesem Sommer einen ersten Vorgeschmack bekommen haben, werden uns auch in Zukunft öfters begleiten. Unsere Landwirtschaft ist ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft und wir müssen sie nach Kräften dabei unterstützen, sich auf die verändernden Bedingungen einstellen zu können,“ sagte Katrin Schindele.

Dabei rechnen die Unternehmer durch die Summe der Probleme, allen voran die gestiegenen Kosten für Energie, bereits jetzt damit, dass ein Teil ihrer Kundschaft vor erheblichen Herausforderungen stehen wird, ihren Geschäftsbetrieb in den kommenden Monaten aufrecht erhalten zu können. Die Mühle benötigt selbst für ihren Betrieb große Mengen an Strom und bei Abschaltungen würde die Produktion im 7 Tage/24 Stunden-Betrieb nicht mehr funktionieren.

Markus Rettenmeier: „Durch längerfristige Verträge sehen wir uns für die kommende Zeit versorgt. Bei vielen Betrieben und Kunden fehlen jedoch Verträge mit bezahlbaren Strom- und Gaspreisen. Wir haben uns lange Zeit in Deutschland durch die günstigen Energiepreise in falscher Sicherheit gewogen und Energiequellen aufs Abstellgleis gestellt, ohne für einen adäquaten Ersatz des Angebots zu sorgen. Regenerative Energiequellen wurden zu zögerlich ausgebaut und sind nur bedingt grundlastfähig. Gleichzeitig hat man Themen wie Fracking ausgelagert, indem derartige Energie importiert wird, während die eigenen Gasvorkommen nicht erschlossen werden, um selbst eine weiße Weste zu bewahren. Diese Energiewende hat in der Praxis nicht funktioniert.“

„Die unbürokratische Installation von PV-Anlagen auf Industriegebäuden, Wohnhäusern, entlang von Autobahnen oder etwa auf Gewässern würde einiges Potential erschließend. Gleichzeitig werden PV-Anlagen auch auf landwirtschaftlichen Flächen gebaut, die auch zur Produktion von Nahrungsmittel verwendet werden können. Hier ist feines ausbalancieren und eine langfristige Planung der jeweiligen Nutzung notwendig. Wir müssen technologieoffen und flexibel diejenigen Quellen nutzen, die sich durch Angebot, Nachfrage und Preis als sinnvoll erweisen. Nur so können wir ein attraktiver Industriestandort bleiben. Die Unternehmen, die unseren Wohlstand kreieren, drohen durch eine verfehlte Politik der Bundesregierung abzuwandern und anstatt dessen an ihren Standorten im Ausland zu investieren. Es ist zu befürchten, dass Unternehmen, die abwandern oder ihren Geschäftsbetrieb aufgeben, nicht wiederkommen werden,“ so Katrin Schindele abschließend.

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