Katrin Schindele bei der Freilassung eines Rotmilans mit Achim Klumpp

Vor rund 45 Jahren, im Alter von 15, machte Achim Klumpp seine ersten Erfahrungen mit Greifvögeln, indem er sich um einen Turmfalken kümmerte. Die Faszination für die schönen Geschöpfe hatte ihn gepackt. Um eine artgerechte Unterbringung für die unter Schutz stehenden Tiere garantieren zu können, gründete er die Auffangstation Mitteltal, die sich seither mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit dem Ziel widmet, verletzt und junge gefundenen Greifvögel und Eulen wieder fachmännisch zu versorgen und nach vollständiger Rehabilitation wieder in die Natur zurückzuführen.
„Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft lebt vom ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Doch was Achim Klumpp über die vergangenen Jahrzehnte hier aufgebaut und geleistet hat, geht weit über das übliche Maß hinaus. Durch seine Leidenschaft hat er sich ein unvergleichliches Renommee erworben und Fachwissen angeeignet, für welches er weit über die Region hinaus bekannt ist und auf welches bei jeglicher Frage, nicht nur zu Greifvögeln und Eulen, sondern auch zu Reptilien aller Art, rege zurückgegriffen wird,“ sagte Katrin Schindele.
Nahm die Auffangstation zu Anfang rund zehn bis zwanzig Vögel im Jahr auf, musst im Laufe der Zeit stets erweitert werden. Die letzten zehn Jahre waren mehr als 3.000 Greifvögel und Eulen in seiner Obhut, von denen ein Großteil wieder in die Natur entlassen werden konnte. Vor allem in den vergangenen Monaten, bedingt durch die Corona-Pandemie, stieg die Zahl der verletzt gefundenen Tiere stark an.
„Dadurch, dass sehr viele Leute in den vergangenen zwei Jahren die Natur für sich entdeckt und sich mehr im Freien aufgehalten hatten, wurden auch mehr Vögel gefunden. Jeder gefundene Vogel ist dabei beim Landratsamt meldepflichtig und die Zahl kann so statistisch erhoben werden. Im vergangenen Jahr waren es dabei rund 350 Greifvögel und Eulen, die in der Auffangstation in Mitteltal gepflegt wurden,“ fügte Achim Klumpp an.
Ein weiterer Grund dafür, dass die Zahl der gepflegten Greifvögel und Eulen stetig steigt, ist auch der immer größer werdende Aktionsradius, der sich durch die einzigartige Expertise von Achim Klumpp ergibt. In der Zwischenzeit umfasst sein Einzugsgebiet die Region Nordschwarzwald und weit darüber hinaus.
Katrin Schindele: „Dass Achim Klumpp die Pflege auf ehrenamtlicher Basis und allein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen der Auffangstation übernimmt, ist bemerkenswert und für den ersten Vorsitzenden des Vereins ein hoher Aufwand. Futter für die Tiere, Material- und Fahrtkosten sind Faktoren, denen durch die gestiegenen Preise eine immer größere Bedeutung zukommt. Ich hoffe daher auch, dass die Arbeit von Achim Klumpp und seinem engagierten Team im Greifvogelschutz Nordschwarzwald sichtbarer wird und finde es beeindrucken, dass diese Arbeit über Spenden möglich gemacht wird.“
Denn gegenwärtig ist die Pflege der Greifvögel nur möglich, da die Auffangstation von einem über Jahrzehnte aufgebauten Netzwerk und der Unterstützung Einzelner profitiert. Doch diese Zuwendungen sind unstetig und erlauben daher auch keine langfristige Planung. Dabei kommt das Engagement nicht nur den verletzten Greifvögeln zu Gute, sondern allgemein auch der Artenvielfalt in der Region. Beispielsweise wildert Achim Klumpp seit Jahrzehnten seltene Eulen und Greifvögel auch im und um den Nationalpark herum aus, die sich hier in der Region wohlfühlen. Die Greifvögel und Eulen sind dabei ein großer Regulator der heimischen Vogel- und Säugetierwelt.
„Jede Unterstützung hilft sehr und ich freue mich, dass die Bürgerinnen und Bürger immer mehr ein Bewusstsein für die Bedeutung Natur, für die Greifvögel und Eulen im Allgemeinen und für die Arbeit der Auffangstation im Speziellen entwickeln. Ich wäre auch gerne bereit dazu, Interessierten das Wissen über Pflege und Versorgung weiterzugeben und zusätzliche Unterstützung zu erhalten, da die Arbeit immer mehr wird und dies von einer einzelnen Person nichtmehr geschultert werden kann. Gerade jetzt beginnt auch die Zeit, in der vermehrt wieder verletzte, vor allem junge Greifvögel und Eulen durch aufmerksame Wanderer gefunden werden und ich hoffe, dass auch weiterhin, wenn jemand einen verletzten Vogel findet, dies der Auffangstation direkt gemeldet wird. Denn ab Mai nehmen auch Stürme zu, sodass Küken vermehrt aus den Nestern fallen und sich dabei verletzten,“ bemerkte Achim Klumpp
Bei all seiner Leidenschaft für die Greifvögel und als ausgewiesener Experte für Reptilien will Achim Klumpp dabei auch das allgemeine Bewusstsein der Menschen für Natur und Umwelt nachhaltig stärken und die Vielfalt der Arten in der Region stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Aus diesem Grund veranstaltet er regelmäßige Führungen, bei welchen den Teilnehmern das Wissen um die Tierwelt und ein neuer Blick auf den schönen Schwarzwald vermittelt wird.
„Achim Klumpp weist zurecht darauf hin, dass Natur komplex ist und nicht einzelne Themen unabhängig voneinander betrachtet werden können. Die Artenvielfalt nimmt immer mehr ab, beispielsweise die Vielfalt der Insekten durch den Einsatz von Pestiziden. Weniger Insekten bedeuten weniger Nahrung etwa für Vögel und Mäuse, die wiederum den Greifvögeln als Nahrung fehlen. Dies wirkt sich auf den Bestand von Greifvögeln aus. Auch hier muss ein Umdenken stattfinden, wie beispielsweise Nahrungsmittelsicherheit oder der Ausbau von Windkraft mit Arten- und Umweltschutz verbunden werden kann,“ so Katrin Schindele abschließend.
Nähere Informationen zur Arbeit der Auffangstation Mitteltal und Möglichkeit zum Spenden finden Sie auf der Homepage des Vereins unter: www.greifvogelschutz-nordschwarzwald.de.

« Landesregierung stellt Projekt „Tourismus.Bewusst.Stärken“ vor / Ziel ist, Tourismusakzeptanz zum Wohle aller zu steigern Wertschätzung für Lebensmittel »