Katrin Schindele zum gemeinsamen Gespräch mit Hartmut Keller bei der AOK Nordschwarzwald

Im Rahmen ihrer gesundheitspolitischen Woche Ende März kam Katrin Schindele zu einem Gespräch mit Hartmut Keller, Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald, im KundenCenter in Freudenstadt zusammen, um über die allgemeine Entwicklung des Gesundheitswesens, der Krankenkassen und Pflegeberufe, die Situation des Krankenhauses in Freudenstadt, sowie die Themen der Notarztversorgung in Freudenstadt und der Reha für pflegende Angehörige zu sprechen. In Baden-Württemberg spielt die AOK allein durch ihre Größe eine bedeutende Rolle.
Hartmut Keller: „Der Marktanteil der AOK in Baden-Württemberg liegt bei etwa 45%. Während viele anderen Krankenkassen ihre Geschäftsstellen schließen und sich sukzessive zurückziehen, steht die persönliche Beratung vor Ort im Zentrum unseres Handelns. Wir richten uns nach den Bedürfnissen der Menschen und betreiben Daseinsvorsorge. Dies bedeutet auch, dass wir uns in die Politik einbringen wollen und gerade während der vergangenen Monate den regelmäßigen Austausch gepflegt hatten.“
Die AOK bleibt dabei ihrem Namen als Allgemeine Ortskrankenkasse treu. Gegründet im Jahr 1884 nach Einführung der gesetzlichen Krankenkasse unter Otto von Bismarck, entstanden vielerorts Repräsentanzen, die teils noch heute, 130 Jahre später, für selbige Funktion von der AOK genutzt werden.
„Mit ihren rund 275.000 Versicherten im Nordschwarzwald gehört die AOK zur kritischen Infrastruktur. In ihren Büros findet eine enorme Organisationsleistung für die Menschen und das Gesundheitswesen statt. Durch zahlreiche Gesetzesänderungen in den vergangenen Jahren, aber auch durch die zunehmende Spezialisierung in der Medizin, steigen die Ausgaben im Gesundheitswesen Jahr für Jahr,“ sagte Katrin Schindele.
„Mit der Kurzarbeit in den vergangenen Monaten, aber auch aufgrund der Altersstruktur im Land, stehen den größeren Ausgaben gleichzeitig geringere Mittel gegenüber. Die Beitragszahlungen ergeben sich prozentual zum Einkommen. Der allgemeine Bundesbeitrag steht derzeit bei 14,6 % und Krankenkassen haben die Möglichkeit, einen individuellen Beitrag hinzuzufügen. Um das Versicherungssystem auch weiterhin auf einer solidarischen Basis und autark von Steuerzuschüssen zu erhalten, brauchen wir einen höheren allgemeinen Beitragssatz,“ fügte Hartmut Keller hinzu.
Im vergangenen Jahr schlug durch die gestiegenen Kosten und geringeren Mittel ein Minus von rund 260 Millionen Euro zu Buche. „Zusätzlich zahlt Baden-Württemberg etwa über den Mittelabfluss Krankenhäuser in anderen Bundesländern. Die gegenwärtige Struktur belastet die Krankenkassen und durch den Mittelabfluss werden Leistung oder geringere Ausgaben durch die Krankenkassen nicht belohnt. Dies geht vor allem zu Lasten von Kassen mit regionaler Ausrichtung, die nicht von Ausgleichsmaßnahmen profitieren. Dabei wäre dies für die medizinische Versorgung bei uns im ländlichen Raum angebracht, etwa hinsichtlich des Krankenhauses in Freudenstadt,“ so Hartmut Keller weiter.
Das Krankenhaus in Freudenstadt, so sind sich beide einig, ist von zentraler Bedeutung für die Menschen im Landkreis. Gerade in Bezug auf die Regelversorgung ist es oftmals nicht möglich, weitere Wege in Kauf zu nehmen.
„Die Crux an der Sache ist, dass Krankenhäuser vor allem mit Spezialversorgungen Umsatz generieren, der anschließend auch der Regelversorgung zu Gute kommt. Welche Spezialversorgungen ein Krankenhaus anbieten kann, hängt dabei vom ärztlichen Personal und deren Fachgebiet ab. Dies hat zur Folge, dass Krankenhäuser für bestimmte Operationen Patienten überregional akquirieren können,“ bemerkt Katrin Schindele.
Spezialkliniken, die sich gar auf Operationen mit geringem Risiko und optimierten Liegezeiten konzentrieren, stehen im Wettbewerb um Mittel mit den Krankenhäusern vor Ort, welche nicht nur die kostspielige Regelversorgung anbieten, sondern auch schwierigere Fälle aufnehmen. Diesem großen Aufwand steht dabei ein geringer Verdienst gegenüber, der über ein entsprechendes Volumen an Patienten ausgeglichen werden müsste.
„Vor diesem Hintergrund ist es eine positive Nachricht für die medizinische Versorgung im Landkreis, dass gegenwärtig im Krankenhaus Freudenstadt ein Fachgebiet für die Behandlungen von Menschen mit Übergewicht aufgebaut wird und in Kooperation mit dem Martha-Maria Gesundheitspark, der sich als Lehrklinik für Ernährungsmedizin einen Namen gemacht hat, auf eine große Expertise zurückgreifen kann. Gerade im ländlichen Raum ist es eine Herausforderung, das für Operationen notwendige ärztliche Personal zu gewinnen. Aber auch der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle,“ sagte Katrin Schindele.
Hartmut Keller: „Gerade bei den Pflegeberufen hat sich in den letzten Monaten viel getan. Die zahlreichen Schulungseinrichtungen in der Region, aber auch die Möglichkeit, in jedem Alter einem Pflegeberuf nachgehen zu können, stimmen mich positiv.“
Zum Abschluss des Gesprächs bedankte sich Katrin Schindele bei Hartmut Keller für den ausführlichen Einblick und nahm die Einladung an, bei der nächsten Kooperation der AOK mit Vereinen der Umgebung vorbeizuschauen, um die mit Bewegung und Gesundheit verbundenen Projekte kennenzulernen.


Bild v.l.: Hartmut Keller und Katrin Schindele

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