Auf Einladung des Naturschutzbunds Deutschland e.V. (NABU) und des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ergab sich für die Landtagsabgeordnete der CDU die Gelegenheit, sich, bei einem gemeinsamen Rundgang zu ausgewählten Orten im Raum Horb, über deren Arbeit im Landkreis Freudenstadt zu erkundigen. Markus Pagel vom NABU Bezirk Gäu-Nordschwarzwald und Patrick Maier, Geschäftsführer des BUND Nordschwarzwald, begrüßten die Möglichkeit, Katrin Schindele einige ausgewählten Themen vorzustellen und anhand einzelner Stationen zu beschreiben. Dabei wurde ersichtlich, dass auch im Naturschutz eine optimale Lösung manchmal nur schwer zu finden ist. Beispielsweise, wenn unterschiedliche Sichtweisen bezüglich des Ausbaus der Windenergie in Konkurrenz zueinander treten.

Die erste Station des Rundgangs war hierbei eine Streuobstwiese in der Gemeinde Bildechingen. Die allgemeine Problematik, dass Ortskerne zunehmend veralten, während gleichzeitig neue Baugebiete an Ortsrändern ausgewiesen werden, ist keine für den Landkreis Freudenstadt eigentümliche Situation und seit langem ein Thema auf kommunaler und landespolitischer Ebene. Eine damit verbundene, zunehmende Flächenversiegelung betrifft dabei unter anderem Streuobstwiesen, deren Bedeutung über ihren ökologischen Wert als Lebensraum für Pflanzen und Tiere hinausgehen. „Streuobstwiesen sind ein kulturelles Gut, was nicht zuletzt durch ihre Darstellung im Ortswappen der Gemeinde Betra deutlich wird“, erklärte Patrick Maier. Streuobstwiesen, aber auch Wildblumenfelder, sind Heimat zahlreicher Insekten, deren Lebensraum aufgrund einer anderweitigen Nutzung der Flächen zunehmend verschwindet. Doch die Obstbäume müssen auch regelmäßig und mit Sachkenntnis gepflegt werden. „Bei einer fachgemäßen Pflege müssen unterschiedliche Obstsorten sogar unterschiedlich geschnitten werden“, sagte Markus Pagel. Dadurch wird ersichtlich, dass Naturschutz erst durch die vielen Ehrenamtlichen ermöglicht wird und diese durch ihr Engagement eine ausgewiesene Expertise erlangen. Die Vertreter von Nabu und Bund betonten daher, dass, aus ihrer Sicht, eine Pflegepauschale für das Engagement im Naturschutz ein geeignetes Mittel sein könnte, anfallende Kosten auszugleichen und die Motivation gegenüber dem praktischen Naturschutz zu erhöhen. Ein weiteres Mittel könnte die Zusammenarbeit mit Schulen sein. „Das Bewusstsein für den Naturschutz ist unter Kinder und Jugendlichen stark gewachsen und wir würden uns freuen, wenn sich dieses auch im praktischen Engagement vor Ort niederschlagen würde“, so Patrick Maier.

Die zweite Station des Rundgangs war der ehemalige Truppenübungsplatz der Bundeswehr neben dem Industriegebiet Heiligenfeld gelegen. Das Gelände befindet sich im Besitz des Bundes und wird durch den Bundesforst verwaltet. Aus Sicht der Naturschützer existiert hier ein besonderes Biotop. „Aufgrund der vormaligen Nutzung ergibt sich eine für die Natur herausragende Situation, dass hier eine große Fläche über Jahrzehnte nicht bewirtschaftet wurde und damit auch etwa die Düngung des Bodens ausgeblieben ist“, erläuterte Markus Pagel zu diesem Biotop. Der an dieser Stelle vergleichsweise saure Boden führt dazu, dass hier die Heidenelke und der Flügelginster beheimatet sind, welche sich ansonsten nur im Schwarzwald wiederfinden. Hieraus ergibt sich ein ökologischer Wert, welcher erst bei näherer Betrachtung ersichtlich und auch durch die ausgewiesene Zahl von 1.8 Millionen Ökopunkten nur schwer greifbar wird. „Als Naturschützer sind wir auch bestrebt, an einer Stelle und als Ausgleich die sogenannten Ökopunkte zu generieren, sodass an anderer Stelle beispielsweise Baugebiete ausgewiesen werden können. Allerdings führt dies jedoch langfristig dazu, dass wir eine Art Verinselung der ökologischen Hotspots erreichen“, merkte Patrick Maier an.

Die dritte und letzte Station des Rundgangs war das Naturschutzgebiet Kugler Hang entlang
der Bildechinger Steige. „Trotz seiner Schönheit und Artenvielfalt ist dieses
Naturschutzgebiet wohl den wenigsten Horbern bekannt“, so Markus Pagel. Der auf den
ersten Blick vergleichsweise kahle Hang beheimatet rund zweihundertdreißig verschiedene
Pflanzenarten, während der danebenliegende, bewaldete Hang, trotz seiner enormen
Biomasse, lediglich rund zwanzig Pflanzenarten beheimatet. Die Entstehung des
Naturschutzgebiets geht dabei auf den ehemaligen Biologielehrer am Horber Martin-Gerbert-
Gymnasium, Volkmar Rieber, zurück. Der nährstoffarme Boden, seine Ausrichtung nach
Süden und der kalkhaltige Untergrund führen dazu, dass hier ausgewiesene
Pflanzenspezialisten gedeihen können, welche an diesem Standort der Pflege der
Naturschützer bedürfen. „Einige der Pflanzenarten zeigen, wie auch der Weidewald auf der
darüberliegenden Anhöhe, dass dieses Gebiet in der Vergangenheit der Schäferei diente“,
merkte Markus Pagel an. Katrin Schindele war beeindruckt vom Naturschutzgebiet Kugler
Hang und bedankte sich für den ausführlichen und informativen Rundgang in Horb. Sie
versicherte, dass sie auch weiterhin gerne mit NABU und BUND in Kontakt bleiben möchte,
um möglichst viele Sichtweisen zu hören und ihre Politik noch informierter gestalten zu
können.

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